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Kinderbunter Bauernhof

Tiergerechte Neuanlage eines Kinderbauernhofs


Die bisherige Nutzung des Areals ist geprägt von den vielen größeren Tieren (Ponys, Schafe, Ziegen), die auf engen Koppeln gehalten werden sowie von Wasservögeln im Teich, am Eingang des Bauernhofes.

Der Zustand der Koppel ist infolge der intensiven Nutzung ziemlich schlecht. Der Boden ist durch die Hufe so stark verdichtet, dass das Regenwasser nicht mehr versickern kann und sich große Pfützen bilden. Der Zustand des Teiches ist abhängig von der Wasserqualität, die derzeit nicht beeinflussbar ist, da weder ein Ablauf noch eine geregelte Wasserzufuhr existieren.

Bei der Planung der Ersatzbauten und deren Standorte ist daher eine Gesamtbetrachtung der Außenanlagen und der Tierhaltung zwangsläufig. Im Interesse des Tierwohls zielt die Neuplanung auf tiergerechte Haltungsformen. Eine wesentliche Aufwertung lässt sich durch größere Freiflächen mit mehr Auslauf für jede Landtierart erreichen. Für die artgerechte Haltung der Wasservögel braucht es eine steuerbare Wasserqualität im Teich.

Der Schlüssel zur tiergerechten Optimierung der Außenflächen liegt in der Verkleinerung und Verdichtung der bebauten Grundfläche (Footprint). Deshalb schlagen wir vor, das Gemeinschaftshaus BT4 in den Abriss einzubeziehen und damit einen wesentlich größeren Spielraum bei der Neuordnung der Außenanlagen zu gewinnen. Dafür wird im Neubau das Raumprogramm um einen Ersatzraum ergänzt.

Wesentliches Element der Außenanlagen ist eine zentrale Promenade, die einerseits der Erschließung und andererseits als Aufenthaltsbereich für Besucher dient. Südlich davon entsteht eine größere Koppel für die Ponys, wie bisher an das Stallgebäude angelehnt. Nördlich der Promenade befindet sich die Weidefläche für Schafe und Ziegen, die sich mit den Kleintieren ein neues Stallgebäude teilen.

Im östlichen Grundstücksbereich schließt eine zusätzliche multifunktionale Übungsfläche an die Promenade an, über die man in eine neue Gartenanlage und in das Außenlager gelangt. Bei Anlage des Gartens können die Kinder ihre Vorstellungen einbringen.

Entlang der Grundstücksgrenze verläuft ein sehr langer Loop, welcher deutlich mehr Bewegungsraum für die von den Jugendlichen geführten Ponys bietet. Dieser 3 Meter breite Streifen zwischen dem Außenzaun und den Gebäuden wird mit Mulchen bedeckt.

Der Teich wird neu angelegt und vom Ponystall getrennt.

Um die Bodenversiegelung und den Flächenverbrauch möglichst gering zu halten sowie eine klare Eingangssituation zu schaffen, ist der Multifunktionsbau als 2-geschossiges Gebäude konzipiert und an die Promenade direkt gegenüber des Stallgebäudes verlegt. Im Obergeschoss befindet sich der „offene Raum“ mit der Wollwerkstatt, dem Mädchenumkleideraum und einem barrierefreien WC, das sich auch gut als Besucher-WC für Veranstaltung anbietet. Der offene Raum erhält durch das flache Satteldach eine eigene Prägung.

Die zweckmäßige Einteilung dieses Raumes ermöglicht eine Trennung in verschiedene Nutzungsbereiche. Im Erdgeschoss sind Büro, Personalraum, Toiletten, Technikraum sowie der Ersatzraum für das abgerissene Kreativhaus und die gewünschte Pergola untergebracht. Der Zugang zu den Räumen im Erdgeschoss erfolgt ebenerdig, ein Traufbereich wird aus großen Betonplatten ausgelegt und bildet als „Schwelle“ einen Übergang zu den Freiflächen. Die Lage dieser Räume im Erdgeschoss ermöglicht kurze Wege und die direkte Interaktion zwischen Jugendlichen, Besuchern und Mitarbeitern.

Bei guter Witterung bietet die Pergola einen geschützten Aufenthaltsbereich im Freien mit gutem Blick auf die Tiere. Das Obergeschoss wird über eine außenliegende, überdachte Treppe erschlossen. Ein Aufzug gewährleistet die notwendige Barrierefreiheit zum Obergeschoss.

Das Haus sollte wie die Nachbarbauten in Holzrahmenbauweise errichtet werden. Dies ermöglicht einen großen Grad an Vorfertigung in der Werkhalle und eine optimale Ausführungsqualität. Außerdem sind wesentlich kürzere Errichtungszeiten möglich, was die erforderliche Schließzeit der Einrichtung deutlich verkürzt.

Der neue Stall mit den Ziegen und Schafen soll mit den Kleintiergehegen direkt an der „Promenade“ errichtet werden. Diese neue Lage hat den Vorteil, dass sich Besucher nicht im hinteren Teil des Geländes aufhalten und die Wege zum Mistcontainer kürzer werden. Die Lage des Stalls mit zwei getrennten Zugängen erlaubt einen flexiblen Zuschnitt von Schaf- und Ziegenweide.

Das Stallgebäude wird aus aneinander aufgereihten entrindeten Baumstämmen errichtet, die entlang der gewünschten amorphen Umrissform senkrecht aufgestellt und verankert werden. Das Dach lastet auf Holzbalken, die eine Holzschalung und eine Abdichtung mit extensiver Begrünung tragen. Über unterschiedlich hohe Baumstammstummel wird das Dach für die Ziegen nutzbar gemacht.

Auf der Besucherseite sind niedrigere Baumstämme als Sitzmöglichkeit angeordnet. Von dort können die Tiere bequem beobachtet werden.

Die Freiflächen lehnen sich in ihrer Materialität an den naturnahen Charakter des Areals an. Zugleich sollte maximale des Regenwassers auf dem gesamten Grundstück möglich sein. Im öffentlichen Bereich befinden sich Kies und Sand. Die Pufferzone vor dem neuen Haus aus Beton sollte dagegen den Zugang in die nicht öffentlichen Bereiche deutlich markieren. Ein weiterer Materialwechsel zwischen der multifunktionalen Fläche und der „Promenade“ sorgt für eine mentale Trennung der beiden Räume, sodass die Jugendlichen auf der multifunktionalen Fläche ungestört mit den Ponys üben können.

Kooperationspartner:
Christoph Keiner (Architektur) und Sabine Rabe (Landschaft), beide Hamburg